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HOAI.de - Forum : Allgemeines : Ärztestreik - Architektenstreik
Beitrag von Nachricht
heyne
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Beiträge: 54
Registriert seit: 15.04.2004
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icon Ärztestreik - Architektenstreik

Wenn die Ärzte streiken, ist es die Topmeldung in allen deutschen Medien. Wenn wir Architekten streiken sollten, wird's wohl keine S... interessieren. Gründe des Streiks waren die rückläufigen Honorare der Ärzte sowie die Zunahme der Bürokratie.

Bitte sagt mir, ob wir nicht mit der gleichen Argumentation ins Feld ziehen könnten. Aber es würde eh nichts nutzen, da die Gesellschaft von unserem Berufsstand ein völlig falsches Bild hat. Da ist der Architekt immer noch der in Schwarz gekleidete mit dem Porsche vorfahrende Großverdiener. Warum nur, warum? Was haben wir falsch gemacht, dass dieses Bild uns immer noch anhängt? Was können wir tun, um die Gesellschaft eines Besseren zu belehren? Warum versagen unsere Lobbyisten so sehr? Haben wir überhaupt eine Lobby?

Fragen über Fragen, und keine Antworten. Es wird Zeit für eine gute Lobbyarbeit, welche wohl in erster Linie in den Verbänden und Kammern geschehen muss. Sicherlich ist die Gründung der Stiftung Baukultur eine tolle Sache, aber hilft sie uns Architekten? Wer außer uns und einigen interessierten weiß denn eigentlich von der Verantwortung, die wir zu tragen haben? Wer außer uns weiß von den Haftungsrisiken, die unser Berufsstand mit sich bringt?

Lasst uns beginnen, die Verbände und Kammern zu sensibilisieren, sich mehr für die Belange ihrer Mitglieder einzusetzen. Denn eine gute (Lobby-)Arbeit bedeutet mehr als das Organisieren von Ausstellungen und Objektbesichtigungen.

____________________________
Johannes Heyne, Dipl.-Ing. Architekt, Sachverständiger für vorbeugenden Brandschutz
GH Architekten Ingenieure

www.gh-ai.de

19.01.2006 at 16:33 Uhr
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HOAI Rebell
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Beiträge: 54
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icon Re: Ärztestreik - Architektenstreik

Hallo,
Sie sprechen mir aus der Seele!!!
Einige von uns ( Bauingenieure und Architekten) tragen dazu bei, daß unsere Honorare immer weiter in den Keller fallen. Durch Umgehung der HOAI findet ein Preisdumping statt, daß uns das Leben schwer macht.
Die HOAI ist genau wie die BRAGO der Rechtsanwälte oder der Gebührenordnung der Ärzte verbindlich!!!
Es gibt nur den Unterschied, daß die Anderen sich an Ihre Gebühren daran halten!!!
Versuchen Sie doch mal einem Arzt zu sagen, daß Sie für die Operation nur die Hälfte zahlen bzw. Sie die Nähte in Eigenleistung erbringen! Sobald Sie dem Arzt ins Handwerk pfuschen, ist dieser nicht mehr haftbar!
Bei uns jedoch haften Sie auch wenn der Bauherr z.B. den Estrich falsch eingebaut hat und infolge dessen die Fliesen des Fliesenlegers Sprünge bekommen.
Es sind wahrscheinlich schon mehr Bauingenieure wegen fahrlässiger Tötung angklagt und bestraft worden als Ärzte!!!!
Bei einer Operation unterschreiben Sie, daß es auf Ihren Wunsch erfolgt und Sie über die Risiken aufgeklärt wurde!!!
Vorschlag:
Nehmen Sie folgenden Inhalt in Ihre Verträge auf:
Der Bauherr versichert durch seine Unterschrift, daß er über die Risisken des Bauens aufgeklärt wurde. Der Bau erfolgt auf ausdrücklichen Wunsch des Bauherrn. Der Architekt bzw. Bauingenieur versucht sein Bestes. Es kann jedoch in der Folgezeit zu Schäden oder Mängel am Bauwerk kommen. Die Behebung dieser Mängel werden gesondert vergütet. Sollte das Bauwerk während oder nach der Ausführung einstürzen, so kann dies nicht dem beauftragten Architekten oder Ingenieur angelastet werden.
So in etwa sieht es bei den Ärzten aus.
Die Rechtsanwälte haben es auch nicht schlechter, den diese erbringen eine Dienstleistung. Sie versuchen Ihnen zu helfen aber wenn Sie den Prozess verlieren, so bekommt der Anwalt trotzdem sein gesamtes Honorar!
Warum sind immer wir die Dummen??

Diese Stellungnahme wurde im Eifer des Gefechts geschrieben. Ich bitte daher von Rechtschreibfehlern abzusehen.
Aber beim Thema HOAI rege ich mich immer wieder auf!!

20.01.2006 at 12:27 Uhr
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user
Level: Gast
Beiträge: 54
Registriert seit: 15.04.2004
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icon Re: Ärztestreik - Architektenstreik

Ich habe heute in der Zeitung gelesen, daß ein Arzt im Durchschnitt ca. 80.000 Euro/Jahr verdient !!!!

...DIE ARMEN ÄRZTE !!......

Eine Quelle im Internet besagt, daß ein niedergelassener Arzt zwischen 2000 bis 5000 Euro (NETTO) im Monat verdient !!

Für ein ca. 5 minütiges Gespräch bei meinem Hausarzt zahle ich als Privatpatient ca. 11 Euro !!
Hoffentlich bekomme ich bald mal einen Arzt als Kunden!!! Dann könnte ich auch jeden TESA-Streifen, Briefumschlag, Büroklammer etc. in Rechnung stellen.

21.01.2006 at 12:29 Uhr
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landungsbrücken
Level: Sr. Member
Beiträge: 171
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icon Re: Ärztestreik - Architektenstreik

Sehr geehrter Herr Heyne,

Ich persönlich meine: wenn ich mich bei meinem Arzt gut aufgehoben fühle, kann er ruhig insgesamt so viel verdienen, wie er will. Ich zahle meinem guten Arzt gerne die 11 Euro für die 5 Minuten, und das finde ich auch nicht zu viel.

Wo ich Ihnen aber zustimmen muß, ist, daß unsere Lobby (Kammern) viel zu wenig tun, um das teilweise verquere Bild von Architekten in der Gesellschaft (schwarz + Porsche) geradezurücken. Ansatzweise hat dies vor (ich glaube) 2 Jahren einmal die AK Baden-Württemberg mit wirklich guten, prominent platzierten Anzeigen im Spiegel etc. versucht. Warum wird das nicht koordiniert (alle Kammern) und fortlaufend gemacht?

Und was meiner Meinung nach bestimmt auch ursächlich ist, ist daß es noch viel zu viele schlechte Architekten gibt, die den Ruf der guten mit verderben. Und natürlich liest man nie in der Zeitung: 'Architekt hat der Familie X ein tolles Haus gebaut und Kosten eingehalten', sondern viel häufiger 'Baukosten um 50% überschritten, das Leben der Familie X ist zerstört'. Otto Normalverbraucher hat keine Möglichkeit, gute von schlechten zu unterscheiden. Zum Beispiel rühren viele der Bauherrenfragen hier im Forum daher, daß unsere Kollegen einfach nicht richtig darüber aufklären, wie unser Honorar entsteht, wie es sich rechtfertigt - und daß gute Planung sich selbst bezahlt macht. Und schon ist die Enttäuschung da, und es gibt Streit.

Man bräuchte ein Gütesiegel oder so etwas ähnliches für Architekten; und stärkere Sanktionen durch unsere Kammern bei Ehrenvergehen (z.B. Honorardumping).

Das waren mal meine 5 cent zum Thema,

viele Grüße aus Hamburg,
R. Kürbitz

(Sie haben nicht zufällig in Stuttgart studiert ?)

22.01.2006 at 15:10 Uhr
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heyne
Level: Sr. Member
Beiträge: 54
Registriert seit: 15.04.2004
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icon Re: Ärztestreik - Architektenstreik

Hallo Ralf,

ja, ich habe in Stuttgart studiert, daher kennen wir uns auch.....

Zurück zum Thema, sicherlich hast Du recht mit Deiner Analyse zum Thema Qualitäts- und Kostenmanagement und der daraus resultierenden Außendarstellung unseres Berufszweiges. Einen wesentlichen Beitrag hierzu leisten bestimmt auch die berüchtigten Fernsehserien auf den privaten Sendern dieser Republik, in welchen meist die Katastrophen des Bauwesen geschildert werden. Schaut man sich diese Serien mal genauer an, so fällt auf, dass fast alle dieser Katastrophen-Baustellen und Häuser OHNE ARCHITEKT bzw. ohne QUALIFIZIRTE BAULEITUNG entstanden sind. Meist handelt es sich um "Fertighauskisten von der Stange", die an die jeweilige Grundstückssituation angepasst wurden. Und das dies in den seltensten Fällen problemlos klappt, ist uns allen bewusst, den Bauherrn aber meistens nicht. Sie sehen nur die Hochglanzbroschüre des Herstellers und lesen den Satz "Haus inklusive Planungsleistungen". Über die wirklich notwendige Bauleitung wird schon nicht mehr gesprochen. Dass Bauleitung Qualitätskontrolle und -sicherung bedeutet, scheint schier unbekannt zu sein.

Leider gibt es auch viele Kollegen, denen die Leistungsphasen 5-9 ein Greul sind - wen wundert’s, werden in den Unis usw. doch meist nur die Lph. 1-3 vermittelt. Schon die Erstellung eines formal richtigen Bauantrages stellt viele Absolventen vor eine fast unlösbare Aufgabe. Sicherlich wird jetzt der Einwand kommen, dies sei nicht Aufgabe der Hochschulen. Aber wer soll diese Leistung denn dann übernehmen? Welches normale Architekturbüro ist denn noch in der (finanziellen) Lage, einem Absolventen Basiswissen zu vermitteln? Im besten Fall läuft es darauf hinaus, dass man ein bereits erstelltes Baugesuch als Muster in die Hand gedrückt bekommt und Fragen stellen soll, wenn man nicht mehr weiter weiß. Dies aber nur am Rande, hierzu wird es sicherlich aus gegensätzliche Meinungen geben. Was ich aber sagen möchte ist, dass das Bauen mit der Planung noch längst nicht abgeschlossen ist. Der beste Entwurf kann durch besch... Ausführung zunichte gemacht werden. Und die Bauherrn (ggf. die später hinzugezogenen Sachverständigen) werden in den seltensten Fällen den Entwurf untersuchen, meist steht die Ausführung im Feuer der Kritik. Ich berichte hier nichts neues, möchte aber eine Lanze für die Bauleitung sowie die unbedingt notwendige qualitative Baubeschreibung/Ausschreibung brechen. Passen Planung, Ausschreibung und Ausführung nicht zusammen, ist Hopfen und Malz verloren - und man findet sich auf Pro 7 oder so wieder..... Vielleicht sollten wir hier mal ansetzten, denn Spiegel etc. werden vom normalen Häuslebauer eher nicht gelesen...

Gütesiegel gibt es bereits, sei es vom TÜV, sei es von der DEKRA. Diese Siegel beziehen sich wieder nur auf die Ausführung, nicht auf die Planung. Aber auch hier gibt es Siegel, z. B. das Signum der AK Berlin (www.ak-berlin.de/service_signum/index.html). Vielleicht ein Schritt in die von Dir angedeutete Richtung? Und Sanktionen bei Ehrenvergehen - mich hast Du da voll auf Deiner Seite. Doch wo kein Kläger.....

Grüße aus Berlin nach Hamburg.

P.S.: Das mit dem Arzt kam nicht von mir. Hier sehe ich aber ein ganz anderes Problem: Im Grundgesetzt steht das Recht auf körperliche Unversehrtheit geschrieben - es folgt: die Krankenversicherung. Im Grundgesetzt steht das Recht auf Arbeit geschrieben - es folgt: die Arbeitslosenversicherung. Im Grundgesetzt steht das Recht auf Wohnraum geschrieben - es folgt: nichts.
Vielleicht hinkt der Vergleich mit dem Arzt, werden mir doch meine Ausgaben durch die Versicherung ersetzt. Es fängt erst dann an weh zu tun, wenn es an den eigenen Geldbeutel geht - siehe Gesundheitsreform...

[Edited by heyne on 23.01.2006 at 13:14 Uhr]

____________________________
Johannes Heyne, Dipl.-Ing. Architekt, Sachverständiger für vorbeugenden Brandschutz
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www.gh-ai.de

23.01.2006 at 11:25 Uhr
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C.Zeh
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icon Re: Ärztestreik - Architektenstreik

ich finde, es ist endlich mal ein Thema, das hierher gehört. Wenn man heute die Idee hat, sein Honorar nach der HOAI anzusetzen, ist man draussen. Kammern und Verbände ? Leute, das sage ich ganz ehrlich, da pfeiff ich drauf. Ich hatte immer das Gefühl, zahlendes Mitglied zu sein für eine Zeitschrift und einen Flyer im Quartal. Schulungen, Beratungen als Kammermitglied ? Verbilligt, ja, aber immer noch teuer genug und für ein Ein-Mann-Büro fast unbezahlbar. Letztendlich hatte ich den Eindruck, Beiträge sichern die Gehälter der Verwaltung und aus die Maus. Woher sollte für uns auch schon eine Lobby kommen? Das geht schon schief, weil Baurecht letztendlich Länderecht ist. Deutschland war im Mittelalter infolge der Kleinstaaterei wirtschaftlich ewig arm. Heute ist es doch nicht besser; jedes Bundesland hat seine eigenen Gesetze und Vorschriften, es brennt in Nordrhein-Westfalen anders als in Hessen und es werden jeden Jahr Unsummen an Geldern aufgewandt, um diesen Irrsinn zu verfeinern und zu halten. Genauso mit den DIN. Bauen sollen wir nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik, aber weiss schon so genau, was das ist ? Warum kann man nicht hingehen und sagen, jedes Bauprodukt am Markt muss zwingend den Anforderungen der DIN oder EU-Normen genügen ?
Ich habe mich 1994 selbstständig gemacht mit dem Angebot der Leistungsphasen 6-9. Meine Tätigkeit rein einkommensmäßig betrachtet müsste ich sagen, ich leiste mir eigentlich ein sauteures Hobby, weil ich meinen Beruf liebe. Das sagt mancher Arzt auch, wobei die immer noch das Glück haben, bei den Kassen abzurechnen. Bei uns ?? Fehlmeldung. Stellt Euch mal vor, die Bauherren müssten an eine Honorarabrechnungstelle zahlen und ihr würdet von dort Euer Geld bekommen....
Weiterhin frage ich mich, ob es nicht sinnvoll wäre, die HOAI zu novellieren in :
Grundlagenermittlung ( Phasen 1-3)
Projekt (4-6)
und Ausführung (7-9)

Mir würde auch viel zu dem Bauträgerunwesen einfallen, aber das ist hier nicht Thema...

24.01.2006 at 11:29 Uhr
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landungsbrücken
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icon Re: Ärztestreik - Architektenstreik

Hallo Johannes (Heyne),

bezüglich der Bauleitung möchte ich Dir sehr gerne zustimmen: ich würde sogar sagen, daß gerade in den LP 5,6 und 8 über die wirklich erreichbare Qualität eines Bauwerks entschieden wird; und zwar sowohl gestalterisch (Details!) als auch bautechnisch (Bauschäden!) und kostenmäßig.

Dass Otto Normalverbraucher auf die Versprechen der Fertighaushersteller hereinfallen, liegt meines Erachtens aber nicht am Verbraucher selbst, sondern AUCH daran, daß die Architektenschaft an sich einfach keine anständige Öffentlichkeitsarbeit hinbekommt. Der Normalmensch weiß einfach nicht, was die LP 5-8 bedeuten - gerade gestern haben wir es wieder potentiellen EFH-Bauherren erklärt (wir haben dafür ein eigenes 'Merkblatt für Dummies' entwickelt). Wir haben im Gespräch dann Respekt und Zustimmung erfahren - denn es ist ja ganz plausibel, daß dieser Teil unserer Arbeit ein ganz wesentlicher Schutz des Bauherren für die Baurisiken darstellt, die dann in den genannten Fernsehsendungen erscheinen. (Vielleicht haben die dann auf diese Weise ja doch noch ihr Gutes?). Diese Erfahrung machen wir regelmäßig; und gleiches gilt bei der Vermittlung der HOAI an unsere Kunden. Vielleicht müßten die Architektenkammern mal gerade in den o.g. Fernsehsendungen Werbung buchen...

So, nun noch etwas zu Frau Zehs Beitrag:

Ich vermute aus Ihrem Beitrag, daß es Ihnen nicht gelingt, auskömmliche Honorare nach HOAI zu vereinbaren und Sie dabei die Mindestsätze der HOAI unterschreiten. Ich hoffe, Sie sind sich dessen bewußt, daß Sie damit selber das Preisdumping weiter vorantreiben (und haben ein entsprechend schlechtes Gewissen). Ich möchte hier nicht über Sie richten, aber warum:
- erstellen Sie nicht eine kleine, individuelle Broschüre, in der erklärt wird, welche tollen Leistungen Sie für welches faire Geld erbringen?
- machen Sie keine Werbung mit etwas, das Sie besonders gut - besser als Ihre Mitbewerber - können und für Ihren AG geldwerte Vorteile bedeutet?
- bieten Sie nicht 'Zusatzleistungen' auf Wunsch an (z.B. Sie bekommen 50% des Mindestsatzes = Sie leisten nur 50% der Arbeit. Sowas läßt sich ja auch legal im Rahmen der HOAI vereinbaren.) Dann könnten Sie einige der Grundleistungen als Option anbieten: seien Sie einfach kreativ.
- schwärzen Sie nicht einfach mal ihre HOAI-unterbietenden Konkurrenten bei Ihrer Kammer an?

Für uns ist eines unserer Geschäftsprinzipien, daß wir NIE die HOAI unterbieten. Damit treten wir relativ offensiv an und verzichten lieber mal auf einen schlechten Auftrag. Denn kein Auftrag ist uns lieber als ein schlechter Auftrag, da auch wir unsere Arbeit lieben. Mit Liebe können wir sie nur erledigen, wenn einem die Bezahlung nicht den Spaß daran verderben würde.

Und zu den Kammern:
Ich bin froh, daß es die Kammern gibt. Ich bin zwar mit meiner nicht zufrieden, aber immerhin:
- bin ich als Architekt vor selbsternannten Architekten geschützt.
- kann ich mich bei Rechtsfragen kostenfrei vom Justiziar beraten lassen.
Ich finde nur, daß die Kammern besser werden müssen. Manchmal habe ich das Gefühl, daß die Kollegen, die in den Kammern Spitzenpositionen innehaben garnicht daran interessiert sind, die Auftragschancen ihrer Kollegen (=Konkurrenten) zu verbessern. Ich aber dennoch nicht der Meinung, daß es etwas bringen würde, die Kammer zu verlassen - das führt nur zu noch weniger Zusammen- und Rückhalt.

Noch etwas zum Thema Honorarabrechnungsstelle: das ist ja nur ein Inkassobüro bei den Ärzten. Das gibt es auch für Architekten; neudeutsch heißt das Factoring, möglich ab ca. 200.000 Euro Jahresumsatz. Siehe u.a. factoring.de.

Soweit ein paar eingeworfene Meinungen aus Hamburg,
R. Kürbitz

28.01.2006 at 18:03 Uhr
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C.Zeh
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icon Re: Ärztestreik - Architektenstreik

Werter Herr Kollege in Hamburg, ein wenig darf ich Ihre Vermutungen korrigieren; weder unterbiete ich die HOAI-Mindestsätze noch schwärze ich Kollegen bei der Kammer an.

Aber ich will Ihre Ausführungen nicht persönlich nehmen, den es geht ja um die Sache an sich.

Auch ich verzichte lieber auf einen Auftrag, als meine Leistung in irgendeiner Form unter Wert zu verkaufen, aber das muss man sich auch leisten können. Leisten in der Form, dass genügend Einkommen zur Verfügung steht, um den Lebenunterhalt zu bestreiten und laufende Kosten zu decken. Vor Jahren war die anstehende Scheidung für meine Geschäftsbank ein Grund, mein Darlehen -obwohl besichert- fristlos zu kündigen. Das hat letztendlich 5 Arbeitslose mehr gebracht und mir eine Existenz am Rande zur Sozialhilfe.
Ein nach HOAI geschlossener und abgerechneter Vertrag wurde bei Klage auf Restzahlung 5 Jahre vom Gericht verschleppt-toll nicht. Bei diesen Wartezeiten unterschreiten Sie die Mindestätze , ob Sie wollen oder nicht.

29.01.2006 at 14:45 Uhr
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landungsbrücken
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icon Re: Ärztestreik - Architektenstreik

Hallo Frau Zeh,

ich wollte Sie natürlich nicht persönlich angreifen. Es freut mich aber, daß Sie mich korrigieren konnten und die HOAI-Mindestsätze nicht unterschreiten.

Ich glaube jedoch, daß man die Kollegen, die dies tun, durchaus einmal bei unserer Kammer 'anschwärzen' könnte. Diese Kollegen schaden uns! (Soweit ich von meiner Architektenkammer weiß, wird man dann auch nicht gleich rausgeworfen, sondern bekommt zunächst ein paar gute Ratschläge vom Justiziar persönlich.)

Was mich aber dann doch interessieren würde? Wie rechnen Sie denn ab bzw. welche Honorare können Sie tatsächlich erzielen? Können Sie da mal ein Rechenexempel geben (es kann ja ein bisschen verallgemeinert sein)? Und: in welcher Architektenkammer sind Sie denn?

Grüße aus Hamburg,
R. Kürbitz

30.01.2006 at 19:13 Uhr
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heyne
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icon Re: Ärztestreik - Architektenstreik

quote:
landungsbrücken wrote: Dass Otto Normalverbraucher auf die Versprechen der Fertighaushersteller hereinfallen, liegt meines Erachtens aber nicht am Verbraucher selbst, sondern AUCH daran, daß die Architektenschaft an sich einfach keine anständige Öffentlichkeitsarbeit hinbekommt.


Genau hierin sehe ich ja das Hauptproblem, deshalb mein Rufen nach einer (besseren) Lobbyarbeit.

quote:
landungsbrücken wrote: Der Normalmensch weiß einfach nicht, was die LP 5-8 bedeuten - gerade gestern haben wir es wieder potentiellen EFH-Bauherren erklärt (wir haben dafür ein eigenes 'Merkblatt für Dummies' entwickelt).


Dieser Schritt verdient Respekt und Anerkennung, aber warum müssen wir diese "Aufklärungsarbeit" leisten? Dies ist doch orginär die Aufgabe der Vetreter des jeweiligen Berufsstandes. Beim Arzt habe ich noch nie ein von ihm selbst entwickeltes Merkblatt erhalten...
Schließlich zahlen wir alle viel viel Geld an unsere Kammern, aber wo ist der Gegenwert, den wir erhalten? Sicherlich, der Schutz der Berufsbezeichnung ist wichtig, aber weiß der "Normalmensch" überhaupt etwas vom Inhalt des Titels Architekt und was mit dem führen dieses Titels verbunden ist? Wohl kaum...

quote:
landungsbrücken wrote: ...daß dieser Teil unserer Arbeit ein ganz wesentlicher Schutz des Bauherren für die Baurisiken darstellt...


Und gerade hier müssen wir den Hebel ansetzen. Sich einen Architekten zu leisten bedeutet, eine wesentlichen Schritt in Richtung Qualttätssicherung zu tun. Der Architekt ist halt nicht nur der, der mit dem 6B auf Butterbrotpapier ein paar wirre Gedanken aufskizziert, er ist derjenige, der bis zum letzten Pinselstrich die Baumaßnahme betreut und beaufsichtigt. Aber diese Leistung muss auch vergütet werden.
Schlägt das Medikament, welches mir beim Arzt verschrieben wurde, nicht an, so gehe ich als Patient so lange zu ihm, bis ich gesund bin. Der Arzt wird hierfür entlohnt - zu recht. Bricht man dieses Prinzip auf das Verhältnis Bauherr/Architekt herunter, so sieht die Welt ein wenig anders aus. Wer von uns wurde nicht schon am Wochenende oder abend um 21.30 Uhr belatschert, das Waschbecken solle doch lieber 5 cm weiten in Richtung Außenwand rutschen?!? Schreibt man hierüber jeoch eine Rechnung (Beratungsleistung außerhalb der Praxiszeit (auch telefonisch), Faktor 3,5), erntet man böse Komentare oder einfach nur Unverständnis.

quote:
landungsbrücken wrote: Vielleicht müßten die Architektenkammern mal gerade in den o.g. Fernsehsendungen Werbung buchen...


Gute Idee!!!

quote:
landungsbrücken wrote:
Ich finde nur, daß die Kammern besser werden müssen. Manchmal habe ich das Gefühl, daß die Kollegen, die in den Kammern Spitzenpositionen innehaben garnicht daran interessiert sind, die Auftragschancen ihrer Kollegen (=Konkurrenten) zu verbessern. Ich aber dennoch nicht der Meinung, daß es etwas bringen würde, die Kammer zu verlassen - das führt nur zu noch weniger Zusammen- und Rückhalt.


Wir recht Du doch hast, lieber Ralf. Aber wie lösen wir's? Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht.....

Grüsse aus Berlin.

[Edited by heyne on 09.02.2006 at 18:14 Uhr]

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