Baukonjunktur im Wandel: Chancen und Risiken für Planer
Förderpolitik mit doppeltem Signal
Das Bundeskabinett hat für 2026 ein milliardenschweres Paket beschlossen: Mehr Mittel für den Wohnungsbau, weniger für Sanierungen im Gebäudebestand. Geplant sind zusätzliche Gelder für den Neubau bezahlbarer Wohnungen – ein Schritt, den Bauwirtschaft und Wohnungsunternehmen ausdrücklich begrüßen. Parallel dazu sorgt jedoch die geplante Kürzung der Sanierungsförderung für Kritik: Gerade die energetische Modernisierung gilt als zentraler Hebel, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen.
Verbände wie der VDIV warnen, dass Eigentümer und Verwalter mit höheren Kosten allein gelassen würden, während Investitionen in Bestandsgebäude zurückgingen. Für Architekten und Planer bedeutet dies: Förderprogramme werden künftig stärker differenziert, der Zugang zu Geldern ist weniger selbstverständlich als in den Jahren zuvor.
Baukonjunktur: Rückgang mit Lichtblicken
Die Prognosen für die Bauwirtschaft bis 2026 zeichnen ein durchwachsenes Bild. Laut Studien droht insbesondere im Wohnungsbau ein deutlicher Rückgang, verursacht durch steigende Zinsen, hohe Baupreise und verschärfte Förderbedingungen. Viele Projekte werden verschoben oder ganz gestrichen.
Anders sieht es im Infrastrukturbereich aus: Investitionen in Schienen, Straßen und öffentliche Gebäude sorgen für stabile Auftragslagen. Auch der Nichtwohnungsbau – also Gewerbe, Industrie und öffentliche Einrichtungen – könnte von den geplanten Förderungen profitieren. Damit verschieben sich die Schwerpunkte im Markt, was neue Chancen für Büros und Planungsunternehmen eröffnet.
Neubauförderung: Mehr Geld, aber engere Vorgaben
Das Plus an Fördermitteln für Neubauten ist an strenge Bedingungen geknüpft. Förderfähig sind vor allem Projekte, die auf Energieeffizienz und Nachhaltigkeit setzen. Für Planer heißt das: Anforderungen an Baustoffe, Energiekonzepte und Nachweise steigen weiter. Wer sich frühzeitig auf diese Standards einstellt, sichert sich Wettbewerbsvorteile.
Sanierung unter Druck
Die Kürzungen bei der Sanierungsförderung könnten dagegen zum Nadelöhr werden. Gerade im Bestand besteht hoher Bedarf an energetischer Modernisierung – vom Austausch alter Heizungen über Fassadendämmung bis zur Integration erneuerbarer Energien. Weniger staatliche Unterstützung könnte viele Projekte unattraktiv machen und Eigentümer von Investitionen abhalten. Für Architekten und Ingenieure ist dies ein doppeltes Signal: Während Neubauprojekte von der Förderung profitieren, droht im Sanierungsmarkt eine Bremsspur.
Europäische Perspektive
Ein Blick nach Europa zeigt, dass auch in anderen Ländern die Baukonjunktur schwächelt. Während Infrastrukturprojekte meist stabil laufen, kämpft der Wohnungsbau in vielen Staaten mit ähnlichen Problemen wie in Deutschland: steigende Kosten, sinkende Nachfrage und ein zögerlicher Förderrahmen. Für international tätige Büros lohnt sich der Blick auf Märkte, die stärker auf öffentliche Investitionen setzen.
Fazit: Chancen für Spezialisten
Für Architekten und Bauplaner bedeutet die neue Förderpolitik eine klare Verschiebung: Der Neubau wird gestützt, Sanierungen geraten ins Hintertreffen. Wer sich auf energieeffiziente Neubauten spezialisiert, wird von zusätzlichen Fördermitteln profitieren. Gleichzeitig bleibt die Sanierung ein Feld mit großem Bedarf – auch wenn die politischen Rahmenbedingungen schwieriger werden. Erfolgreich werden diejenigen Büros sein, die flexibel zwischen den Segmenten agieren und die Förderlogik in ihre Beratung einbeziehen.
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