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Ausführungsplanung – Detaillierte Umsetzung der Bauplanung

Die Ausführungsplanung ist eine der wichtigsten Phasen im Bauprozess und umfasst die detaillierte technische Planung eines Bauwerks. Sie konkretisiert die Entwurfs- und Genehmigungsplanung und enthält alle erforderlichen Informationen für die Bauausführung. Im Leistungsbild der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) ist die Ausführungsplanung als Leistungsphase 5 (z.B. § 34 HOAI für Gebäude und Innenräume, § 51 HOAI für Tragwerksplanung) definiert.

Ziel der Ausführungsplanung

  • Klare Vorgaben für Bauunternehmen – Detaillierte Pläne und Spezifikationen für die Bauausführung.
  • Minimierung von Fehlern und Nachträgen – Durch präzise Planung werden Bauabläufe optimiert.
  • Vermeidung von Verzögerungen – Klare Bauabläufe sorgen für einen reibungslosen Baufortschritt.
  • Detaillierte Darstellung von Bauteilen – Exakte Maße, Materialien und Anschlüsse sind festgelegt.

Die Ausführungsplanung stellt sicher, dass das Bauwerk genau nach den Anforderungen des Bauherrn und den technischen Vorschriften realisiert wird.

Leistungsinhalte der Ausführungsplanung

Die Ausführungsplanung umfasst eine Vielzahl technischer Dokumente:

1. Detaillierte Bauzeichnungen

  • Maßstäbliche Grundrisse, Schnitte und Ansichten (meist im Maßstab 1:50 oder 1:20).
  • Darstellungen aller konstruktiven Elemente (Wände, Decken, Dächer).
  • Details für Anschlüsse, Fugen, Dämmungen.

2. Technische Pläne und Konstruktionszeichnungen

  • Bewehrungspläne für Stahlbetonbauten.
  • Schal- und Bewehrungszeichnungen in der Tragwerksplanung.
  • Stahlbauzeichnungen, Holzbaupläne, Fassadenpläne.

3. Pläne für die Haustechnik (TGA-Planung)

  • Heizung, Lüftung, Sanitär (HLS) – Verläufe von Rohren, Heizkörperpositionen.
  • Elektroinstallationen – Steckdosen, Schaltkreise, Beleuchtung, Smart-Home-Technik.

4. Detaillierte Material- und Produktangaben

  • Konkretisierung der Baumaterialien (z. B. Mauerwerksart, Putz, Bodenbeläge).
  • Festlegung von Türen, Fenstern, Dämmstoffen und Oberflächen.

5. Detail- und Anschlusszeichnungen

  • Konstruktionsdetails wie Wand-Decken-Anschlüsse, Abdichtungen, Fugenanschlüsse.
  • Maßstab 1:10 oder 1:5 für besonders wichtige Anschlüsse.

6. Mengenermittlung und Werkplanung

  • Grundlage für Ausschreibung und Vergabe der Bauleistungen.
  • Stücklisten für vorgefertigte Bauteile (z. B. Fertigteildecken, Fenster).

7. Koordination mit Fachplanern

  • Abstimmung mit Tragwerksplanung, Bauphysik, Brandschutz, TGA-Planung.
  • Kollisionsprüfung, z. B. zwischen Tragwerk und Haustechnik.

Die Rolle der Ausführungsplanung im Bauprozess

Die Ausführungsplanung erfolgt nach der Genehmigungsplanung (Leistungsphase 4 HOAI) und vor der Ausschreibung und Bauausführung.

Zusammenhang mit anderen Planungsphasen:

Planungsphase Inhalt Maßstab
Entwurfsplanung (LPH 3) Grobe Gestaltung und Raumaufteilung 1:200 – 1:100
Genehmigungsplanung (LPH 4) Pläne für Baugenehmigung 1:100
Ausführungsplanung (LPH 5) Detaillierte Bauzeichnungen für die Umsetzung 1:50 – 1:20 – 1:10
Werk- und Montageplanung Pläne für Fertigteile, Gewerke, Detailanschlüsse 1:10 – 1:5

Ohne eine gut durchdachte Ausführungsplanung sind Mängel, Baufehler und Kostensteigerungen wahrscheinlich.

Unterschied zwischen Genehmigungsplanung und Ausführungsplanung

Merkmal Genehmigungsplanung Ausführungsplanung
Zweck Erteilung der Baugenehmigung Umsetzung des Baus in Detailzeichnungen
Detaillierungsgrad Übersichtliche Darstellung Hochdetaillierte Pläne für Bauunternehmen
Maßstab 1:100 1:50 bis 1:10
Inhalt Gebäudeabmessungen, Brandschutz, Bauordnung Detailanschlüsse, Materialangaben, TGA
Adressat Bauaufsichtsbehörde Bauunternehmen, Handwerker

Digitale Methoden in der Ausführungsplanung (BIM)

Die Ausführungsplanung wird zunehmend mit Building Information Modelling (BIM) durchgeführt.

  • 3D-Modelle mit detaillierten Bauteilinformationen.
  • Automatische Kollisionsprüfung (z. B. zwischen Haustechnik und Tragwerk).
  • Verknüpfung von Kosten und Bauzeitenplanung (5D- und 4D-BIM).

BIM verbessert die Qualität der Planung und reduziert Fehler, Nachträge und Bauverzögerungen.

Beispiel einer Ausführungsplanung für ein Einfamilienhaus

Ein Architekt erstellt die Ausführungsplanung für ein zweigeschossiges Einfamilienhaus.

1. Grundrisse im Maßstab 1:50:

  • Exakte Maße für Wände, Fenster, Türen.
  • Detailangaben für Fußbodenaufbau und Dämmung.

2. Schnittzeichnungen:

  • Detaillierte Darstellung der Decken- und Dachkonstruktion.
  • Festlegung von Abstandsmaßen für Treppen und Geländer.

3. Elektro- und Sanitärpläne:

  • Positionierung von Steckdosen, Schaltern, Wasseranschlüssen.
  • Vermeidung von Kollisionen mit tragenden Bauteilen.

4. Detailzeichnungen im Maßstab 1:10:

  • Anschlüsse zwischen Fenster und Wand.
  • Dachaufbau mit Dampfsperre und Wärmedämmung.

Ohne eine solche detaillierte Planung wären Baufehler, Verzögerungen und Kostensteigerungen zu erwarten.

Herausforderungen in der Ausführungsplanung

  • Unzureichende Detaillierung führt zu Fehlern auf der Baustelle.
  • Fehlende Koordination: TGA, Statik und Architektur müssen abgestimmt werden.
  • Kurzfristige Planänderungen erschweren eine reibungslose Bauausführung.
  • Nicht eindeutige Materialvorgaben führen zu Missverständnissen und Nachträgen.

Tipp: Eine frühzeitige enge Zusammenarbeit zwischen Planern, Bauunternehmen und Fachingenieuren reduziert diese Risiken erheblich.

Fazit zur Ausführungsplanung

Die Ausführungsplanung ist die detaillierteste Phase der Bauplanung und bildet die Grundlage für die fehlerfreie Umsetzung eines Bauprojekts. Sie enthält exakte Bauzeichnungen, Materialangaben und technische Spezifikationen, die für die handwerkliche Ausführung und Bauüberwachung essenziell sind. Fehlende oder ungenaue Ausführungspläne können zu Mehrkosten, Verzögerungen und Baumängeln führen. Daher ist eine präzise Planung und ggfls. eine digitale Unterstützung durch BIM unerlässlich für die erfolgreiche Umsetzung eines Bauprojekts.

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